Monatszitate
(Ergänzungen)




Zusätzlich zum Zitat sind hier weitere Informationen zum jeweils verwendeten Buch zu finden wie Cover oder Inhaltsangaben.
Das Spektrum der Bücher umfasst meist aktuelle Werke, reicht aber auch zurück bis ins Jahr 1993. Thematisch wird einiges erfasst: Literaturbetrachtungen, Gedichte, Mundart sowie verschiedene Belletristik von Kinderliteratur über Kurzgeschichten bis hin zu Krimis.




zu den Monatszitaten 2024

»35 Jahre nach der deutsch-deutschen Grenzöffnung«

Monatszitat

 

Cover / Buch

 

Informationen

J A N U A R

(8. Juli 1988)
"EINMAL HOF UND ZURÜCK", - das sagte die Frau vor mir am Schalter, als ich heute meine Fahrkarte nach Ungarn holte. Sagte es so selbstverständlich, als würde sie sagen: "Einmal Karl-Marx-Stadt und zurück!" Legte dabei ihren Reisepass hin und erhielt ihren Fahrtausweis. Ich stand daneben und schluckte ... Hätte sie gesagt, einmal zum Mond und zurück - die Wirkung auf mich wäre die gleiche gewesen. (S. 5) ...
(10. November 1989)
Früh, noch vor neun Uhr, stand die Tochter in der Tür ... "Na", fragte sie lachend, "du freust dich wohl gar nicht?" Ich schaute sie ein bißchen verständnislos an ...
"Weißt du noch nichts?", fragte sie eindringlicher. "Hast du keine Nachrichten gehört?" Als ich den Kopf schüttelte, nahm sie mich in die Arme und rief nicht einmal, sondern zwei-dreimal: "Die Grenze ist auf!" ...
EINMAL HOF UND ZURÜCK, das muß ich leise geflüstert haben, denn die Tochter schaute mich fragend an. (S. 155)




 



(Margarete Koch: Einmal Hof und zurück - Mein Tagebuch zur Wende;
Vogtland Verlag Plauen 1993;
ISBN: 3-928828-05-3)



 


Das vorliegende Buch behandelt das Jahr vor und nach der Wende aus dem Tagebuch einer Siebzigjährigen, die noch als Pförtnerin im Theater arbeitete. Immer wieder von den politischen Ereignissen ins Private überwechselnd, erleben wir mit ihr die interessante und brisante Zeit um den Herbst 1989 aus der intimen Sicht einer alten Frau, die, erst seit kurzer Zeit literarisch tätig, ihr Tagebuch für uns öffnet.
Es ist kein "Wendebuch" zur Dokumentation historischer Ereignisse, sondern ein tiefer Einblick in das Leben einer Frau und siebenfachen Mutter in den Monaten des Umbruchs. Umbruch auch für die Autorin selbst. Trotz christlicher Einstellung war sie, aus den eigenen Erfahrungen des III. Reiches heraus, überzeugtes Parteimitglied geworden. Sie gibt es noch ungern zu, aber auch ihre Vorstellungen vom Sozialismus haben sich nicht erfüllt.
Jeder, der diese Zeit bewußt erlebte,wird gefesselt von der Darstellungskraft, dem verhaltenen Humor Margarete Kochs. Immer wieder ergreift die schlichte, gekonnte Schilderung politischer und privater Ereignisse. Und gerade diese Verknüpfung ist es, die uns das Buch schwer aus der Hand legen läßt.
(Klappentext)



F E B R U A R

Am bewegendsten ist vielleicht eine Episode aus dem Jahr 1958, weil sie deutlicher als ... alle Meldungen von immer neuen Besucherrekorden zeigt, was Dathes eigentlicher Antrieb war: der einzelne Mensch, der durch eine besondere Begegnung mit der Natur zu seinem inneren Frieden finden konnte. ...
Und dann war da eine Berlinerin, ... eine Tierfreundin, die im Sterben lag und so gerne diesen Panda noch gesehen hätte. ... - Im Krankenzimmer der Frau stellten sie die Kiste (mit dem Pandabären - BK) vor das Bett und öffneten sie. ... "Über das Gesicht der vom Tode gezeichneten Frau huschte ein zufriedenes, glückliches Lächeln. ... Das war unser schönster Lohn für die Mühen, ... unseren Auftrag, die Menschen an die mit uns lebenden Geschöpfe heranzuführen, an die Brüder im anderen Kleid." (S. 11,12)



 



(Jürgen Mladek: Professor Dathe und seine Tiere,
Verlag Das Neue Berlin 2010, ISBN: 978-3-3600-2104-5)

 

Heinrich Dathe, Zoologe und 34 Jahre lang Direktor des Tierparks ij Berlin-Friedrichsfelde, wurde 1910 in Reichenbach im Vogtland geboren. Er studirte Zoologie, Botanik und Geologie in Leipzig und wurde in dieser Stadt stellvertretender Zoodirektor. 1954 geht er nach Berlin und baut dort, gemeinsam mit den Berlinern, den Tierpark auf. Kurz nach seinem 80. Geburtstag wird Dathe zwangspensioniert und muss den Tierpark, den er bis dahin geleitet hat, verlassen. Dathe stirbt im Januar 1991 in Berlin. (Klappentext)




M Ä R Z

WAS IST PASSIERT IN DEN JAHREN

Was ist passiert in den Jahren,
dass wir jetzt wieder über irgendwelche Raketen reden

Was war für eine Hoffnung in der Welt,
damals, nach jenem stürmischen Herbst

Doch die Reichen und Mächtigen,
Kinder des Glücks und Geschicks,
und offenbar nicht in gleichem Maße mit Weisheit gesegnet

Die großen friedlichen Aufmärsche,
einst unser ganzer Stolz,
waren, wie´s aussieht, umsonst,
wenn nicht gar der Anfang vom Ende ...






 



(Volker Müller:
Vergessene Zentimeter,
Engelsdorfer Verlag 2018, ISBN: 978-3-9614-5276-7)

 

Dreimal um die Welt: »Den Sommer über im Städtchen bleiben, den ganzen Sommer,« » s ist nicht weiter schlimm« heißt es im Titelgedicht »Reisewarnung« dieses Bands von Volker Müller. Die Zeilen versprechen mehr, als sie halten. Der Autor blickt in seinen Gedichten gelegentlich ein ganzes Stück über seine Heimat, das ostthüringer Vogtland, hinaus. Was das rein Geografische angeht, bleibt er dabei zumeist freilich in engen nationalen Grenzen. Brandenburg, Mecklenburg, Hiddensee, Lüneburg sind da schon das Höchste der Gefühle, was Müller sich und dem Leser zumutet. In punkto Zeiten, Visionen, Reflektionen, Irrungen und Wirrungen aller Art allerdings legt sich der Greizer keinerlei Beschränkungen auf, da geht es rundgerechnet dreimal um die Welt ... -
Volker Müller, geboren 1952 in Plauen, aufgewachsen in Hohndorf bei Elsterberg. 1970 Abitur in Greiz. Studium an der Pädagogischen Hochschule Erfurt/Mühlhausen in der Fachrichtung Deutsch/Russisch. Nach drei Pflichtjahren im Schuldienst bis 1989 vorwiegend als Musiker tätig. Von 1990 bis 1996 Redakteur bei einer Tochterzeitung der »Frankenpost«. Seit 1998 freier Journalist und Autor. Lebt seit 1977 in Greiz. Bücher über Bach, Fontane, Mozart, Tschechow, Schumann und die Greizer Literaturszene. Außerdem die Prosabände »Das Galakonzert« und »Kormorane«, der Roman »Corvette Menz«, der Lyrikband »Einen Taubenflug groß ist meine Stadt«, das gemeinsam mit Peter Zaumseil gestaltete Kunstbuch »Lob der Bäume« sowie der Stückeband »Im wunderschönen Monat Mai«. Zwei Schriftstellerstipendien des Freistaats Thüringen. (Text aus AMAZON)




A P R I L

Ich habe ja viel über den Sozialismus nachgedacht, nachdem ich 1992 in Rente gegangen bin und darüber, ob es überhaupt möglich ist, Sozialismus einzuführen. ... dass Gleichheit einfach nicht vereinbar ist mit Freiheit. ... aber mir scheint, dass die Unvereinbarkeit von Gleichheit und Freiheit das Grundproblem ist.
... Also Franz von Assisi und Hegel haben Freiheit definiert als die
Einsicht in die Notwendigkeit mit Herz und Verstand zu handeln ...



Der Untertitel dieses Buches lautet:
"Geschichten von kleinen Leuten im Vogtland".
Das Zitat stammt aus der Geschichte "Venustransit".

Man kann diese Geschichten nicht einfach als Arzt-Patienten-Dialoge abtun, denn hier verbergen sich viele wertvolle Zeitdokumente.




 



(Jörg M. Pönnighaus:
Schatten der Zeit,
ATHENA-Verlag 2020, ISBN: 978-3-7455-1094-2)

 

Das Folgende ist einem Interview des ATHENA-Verlages mit dem Autor entnommen, nachzulesen unter "https://athena-verlag.de/autorinnen/poennighaus-joerg-m/"


Lieber Herr Pönnighaus, in Ihrem neuesten Buch lassen Sie die Lesenden teilhaben an den Gesprächen, die Sie im Rahmen Ihrer Arzttätigkeit mit Ihren, oft (hoch)betagten, Patienten führen. Ein wiederkehrendes Thema dieser Gespräche sind dabei die Erlebnisse des Zweiten Weltkriegs und auch die Nachkriegserfahrungen. Was ist das Faszinierende für Sie an diesen Erzählungen ? ...
J. M. Pönnighaus:
Ich weiß es nicht. Vermutlich fasziniert mich einfach, wie so viele Menschen so viel Leid und so viele Strapazen, Entbehrungen, Mühen jahrelang auf sich nehmen konnten ohne erkennbaren Sinn. Oder, wie mein Vater mal sagte, "um den Bestand des Deutschen Reiches zu wahren und möglichst zu vermehren". Nach dem Krieg hatten die Menschen dann ja keine andere Wahl, als sich um den Wiederaufbau zu kümmern. ...

Das Bedürfnis sich zu öffnen, Erlebtes, selbst Verstörendes zu erinnern und zu erzählen, mag in der letzten Lebensphase, oder auch aufgrund einer schweren Erkrankung, besonders ausgeprägt sein. Dennoch fehlt häufig ein solches Gesprächsangebot oder es wird nicht wahrgenommen. Welche Gründe sehen Sie hierfür?
J. M. P.:
Es dürfte nicht nur einen Grund sondern viele Gründe für das Schweigen geben: Mancher möchte sich einfach nicht an schreckliche Zeiten, vielleicht sogar eigene Untaten, erinnern. Die Angehörigen, Partner, Kinder haben einfach kein Interesse an den alten und fernen Geschichten. (Wer will schon etwas wissen von der anderen Seite vom Mond?) Oft ist auch niemand (mehr) da, der zuhören könnte.

Welche Empfehlungen können Sie Menschen geben, die in persönlichen oder beruflichen Zusammenhängen Gesprächsangebote machen möchten?
J. M. P.:
Wenn jemand Zeit übrig hat, könnte er zum Beispiel ehrenamtlicher Mitarbeiter in einem Hospizverein werden; oder einmal in der Woche in einem Pflegeheim mitarbeiten ...
Doch einfach ist das nicht: Der Gegenüber muss ein echtes Interesse für seine Geschichte spüren und tatsächlich reden wollen!







zu den Monatszitaten 2022

»aus den Werken von Mitgliedern unseres Vereins«

Monatszitat

 

Cover / Buch

 

Informationen

J A N U A R

»Es ("Silberblick" von Bernd Schirmer, FS) ist ein Buch über die DDR als ein Land, in dem es Wünsche gab, die schwer erfüllt werden konnten, Ideale, denen man nachstrebte, und in dem auch unterschiedliche Lebensanschauungen nebeneinander bestanden, manchmal im Widerstreit, manchmal in Übereinstimmung ...
Es ist auch ein Buch über deutsche Traditionen, Sitten und Verhalten ... Es ist ein Roman, in dem deutsche Traditionen ausgelebt und kritisch reflektiert werden.«

 



(Rüdiger Bernhardt: Essay & Kritik
Literatur im Osten Deutschlands nach 2000, S. 215)



 

Buchinhalt (Angabe entnommen von AMAZON):
Während Literaturkritiker der marktbeherrschenden Presse aus Unkenntnis oder mit absichtsvollem Vorsatz die Literatur der DDR nicht wahrhaben wollen und eine Nachfolge dieser Literatur, die auf deren ästhetischen Prinzipien und Traditionen aufbaut, nicht zur Kenntnis nehmen, wird in vorliegendem Band mit 80 Beiträgen ein Panorama dieser Literatur in der Gegenwart umrissen. Dabei umfasst die Auswahl einen kleinen Teil der vorliegenden Publikationen des Autors, von seinen Buch- und Aufsatzveröffentlichungen abgesehen.

PDF-Datei mit Angaben zu den vom Autor angesprochenen Büchern (entnommen von der Internetadresse
https://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2020/12/2-Bernhardt-Inhalt.pdf):      

ISBN: 978-3-9484-7211-5
Verlag: Edition Freiberg, Dresden (31. August 2020)



F E B R U A R

»Wir haben allerhand gewusst und trotzdem viel geglaubt, um unsere Überlegenheitsthesen in die Welt zu setzen. (Militärakademie Friedrich Engels Dresden, FS)
Das belastet - bis heute - mein Gewissen als Hochschullehrer. /S. 75/ Ich erlebte zufriedene Tage in diesen 1960er Jahren, mein Leben war getaktet, zumal auch mein privates Umfeld stimmte. Durch große Anstrengungen war es uns schon 1961 gelungen umzuziehen. ...
1965 wurde mein Sohn Andreas geboren und bereicherte unser Familienleben. Wir verbrachten glückliche Jahre. /S. 78/«

 



(Siegfried Schönherr: Notizen über meine Zeit und mein Leben -
Vogtländischer Arbeiterjunge Militärökonom Heimatkundler. Band IV, Dresden 2021)

 

"Notizen über meine Zeit und mein Leben" (in insgesamt vier Bänden)... beinhaltet den schulischen und militärischen Lebensweg des Autors vom Beginn der gymnasialen Bildung in Oelsnitz /V. 1948 bis zum Politoffizier mit Lehrerdiplom, erworben an der Offiziersschule der NVA in Berlin-Treptow im Jahr 1961 und verbunden mit nachfolgendem Lehrauftrag an der Militärakademie Friedrich Engels in Dresden. ...
Die "Notizen" des Autors sind faktengestützt, aber subjektiv aufgearbeitet, weshalb ihnen der Leser nicht allenthalben beipflichten muss. Schönherr informiert aus jugendlichem Blickwinkel darüber, was ihm angetragen wird oder was ihm widerfährt und was er empfindet während seiner berufsbildenden Aufenthalte in Oelsnitz, Gera, Frankenberg, Altwarp (Ückermünde), Berlin, Pirna, Plauen und nochmals Berlin. Vielfach ergänzt er die Erinnerungen an Ereignisse der Jugendjahre mit seinen heutigen Bewertungen, geläutert durch Zugewinn an Lebenserfahrungen in den letzten sechs Jahrzehnten und an Erkenntnissen, insbesondere aus der Nachwendezeit.
Als Ruheständler hegt er keine Karrieregedanken, als Eigenverleger muss er keine Verlagsvorgaben berücksichtigen und auch Bevormundung anderer Art nicht ertragen. Insofern schreibt er seine Erinnerungen ungeschönt und ehrlich nieder. Mit den ausführlichen Darlegungen über seine Reifejahre, verknüpft mit konkreten und detaillierten Angaben über Zeitereignisse und angereichert mit heimatgeschichtlichen Rechercheergebnissen, offeriert der ehemalige Militärökonom mit Professorentitel eine lesenswerte Publikation dokumentarischen Charakters.
Die ... Fortsetzung (in) Band IV ... (beinhaltet) die Jahre bis zur Wende 1989. ...
Was Prof. Dr. Schönherr (Jahrgang 1934) ... "Notizen" nennt, sind keineswegs stichwortartige Niederschriften über Ereignisse, die ihm durch Zufall im Gedächtnis haften geblieben sind. Sondern die Werke ... zeichnen sich aus durch eine akribisch erarbeitete Dreierkombination, bestehend aus Autobiografie, Regionalchronik und Landesgeschichte. ...
Dr. Frieder Spitzner (im Jahr 2020), vollständig nachzulesen auf www.literaturgesellschaft-vogtland.de
(Teil "Kurzmeldungen")




M Ä R Z

»Früher ... Da herrschte noch Ordnung auf der Welt. Da haben Schriftsteller Bücher geschrieben, Intendanten haben sich um ihr Theater gekümmert und Bierkutscher meinetwegen haben ihr Bier gekutscht.
Jeder hat gemacht, was er gelernt hat. /S. 97/
Neue Wege braucht das Land! Soll ich Ihnen mal was sagen: Ich kenne Theater, die haben überhaupt kein Personal mehr, ja glauben Sie`s nur - und gespielt wird trotzdem. /S. 106 f./ ...
Das ist die neue Zeit, überall ein Riesenbrimborium um nichts, ich sage sogar, je größer das Nichts, desto größer das Brimborium. /S. 207/ ...«

 



(Volker Müller: Reussenträume -
Zwölf Stücke; Leipzig 2021)

 

Volker Müller ist ein klassischer Spätstarter. Sein erstes Buch brachte er mit neunundvierzig heraus. Bis dahin ließ er sich Zeit, träumte mehr vom Schreiben, als dass er sich hinsetzte und tatsächlich etwas zu Papier brachte. Nachdem aber im Fontane-Jahr 1998 der Bann gebrochen war, da entstand sein Erstling "Der Weg nach Sanssouci", schickte der geborene Plauener sich an, das Versäumte nachzuholen.
Dabei kannte er keine Berührungsängste, widmete sich im Laufe der Zeit allen wichtigen Feldern der Literatur. Neben Feuilletons, Essays, Lyrik, kleiner und großer Prosa schrieb Müller auch Theaterstücke. Das belegt nachdrücklich der vorliegende Band "Reussenträume", der zwölf Schauspiele des Autors vereint. Ein landesweit beachteter Malergeburtstag stürzt eine Stadt in beträchtliche Verlegenheiten, ein Organist, der mit einem Mal nicht mehr gebraucht wird, droht ins Nichts zu stürzen und sucht nach Auswegen, ein einst gefeierter Sänger hält gnadenlos Rückschau, eine gelehrte Gesellschaft sucht in idyllischer Umgebung über den Sommer zu kommen, eine irrwitzig anmutende Theaterfusion nimmt ihren Lauf - die meisten Stoffe Müllers bewegen sich im Raum von Kunst und Kultur, dem Fach, in dem er als Journalist unterwegs war.
Dessen ungeachtet ist für Abwechslung gesorgt. Zum einen treten reichlich Heldinnen und Helden auf den Plan, bestimmen nicht selten sogar das Geschehen, die ganz und gar bodenständigen Berufen nachgehen. Zum zweiten ist der Autor in seinem Metier kaum zu stellen, wechselt scheinbar nach Belieben zwischen Ernst und Spaß, anrührender Melancholie und deftigem Humor, hat gleichermaßen seine Freude an der Komödie, der Farce, dem leichtfüßigen Konversationsstück wie dem tiefschürfendem Politdrama.
https://www.engelsdorfer-verlag.de/Belletristik/Dramatik/Reussentraeume::7721.html



A P R I L

»Das ist das Aus, murmelte er tonlos und hielt dem Sohn den Brief hin. Wer auf Rechtsbehelf gegenüber dem Bescheid des ARIB verzichtete, konnte bis zum 11.09.2024 mit der Ostlandkohle einen Vertrag abschließen ... /S. 92/
Einer von uns wird in dieser Uniform eine amtliche Kontrolle des Baggers ´Wolfsdonner´ vortäuschen, eine Sprengladung an dessen Führerstand platzieren und diesen damit außer Gefecht setzen. /S. 115/
Noch vier Stunden übten die drei, diskutierten, planten und verwarfen Details. Es dämmerte bereits, als sich jeder auf den Heimweg machte. Boxer zufrieden und in froher Erwartung seiner "revolutionären Aktion", Sense mit fatalistischer Gleichgültigkeit und Udo immer noch voller Selbstzweifel an der Richtigkeit ihres Vorhabens. /S. 132/«

 



(Uwe Bernhard: Wolfsdonner. Dresden 2021)

 

Eines Tages wird bekannt, dass das Dorf im Lausitzer Braunkohlenrevier, in dem die Akteure der Geschichte leben, dem Kohleabbau weichen soll. Bei der Beseitigung des Abraumes soll ein Riesenbagger zum Einsatz kommen, der gleichzeitig zur Beräumung des Dorfes und seiner Häuser vorgesehen ist. In der ersten Nacht nach seiner Bereitstellung zieht ein schweres Gewitter auf und über der Heide ertönt das Geheul eines Wolfes. Dem Bagger geben die Anwohner nach dieser Nacht den Namen "Wolfsdonner".

Ihr Widerstand gegen den drohenden Verlust ihrer Heimat bleibt halbherzig, da man ihnen großzügige Entschädigung verspricht. Drei Freunde, von denen einer vor der Einberufung zum Kriegsdienst steht, beschließen, sich gegen den Kohleabbau zu wehren und planen einen Sprengstoffanschlag, der ihr Leben grundlegend verändern wird ...



M A I

»Es war einmal ein Mann,
der in seinem Dorf einen Brunnen baute
und alle freuten sich, denn der Fluss war weit.
Bis eines Nachts ein Betrunkener in den Brunnen fiel und sich den Hals brach,
da schimpften alle auf den neuen Brunnen.«

 



(Jörg M. Pönnighaus: Wanderungen im Dämmerlicht. Oberhausen 2021,
S. 8 f.)

 


Das vertraute Dorf zurücklassen. Hinauf wandern im Dämmerlicht, stets den Wind als Begleiter, bis zum Kamm, im Regen, Nebel, Sturm, bei Eis und Schnee. Sinnieren über das Kommen und Gehen der Dinge. Von der Höhe aus zurückblicken, Begrenzungen konstatieren. Leere empfinden, Sinnlosigkeit, leises Sehnen nach dem Ende des Weges, Resignation, doch auch Glück, manchmal pures Glück, stille Heiterkeit, Gelassenheit. Zuversicht. Der Weg ist begehbar, wird begehbar sein. Alle Rätsel werden sich letzt-endlich lösen. Jedes Wort scheint in den Gedichten von Jörg M. Pönnighaus in der Realität verwurzelt, klar, eindeutig, direkt. Doch immer schwingt eine andere Ebene mit, die des doppelten Bodens, der Metaphorik, der Mehrdeutigkeit. Nahezu jeder Text spricht von Vergangenem oder Vergänglichem, unaufgeregt und mit großem Gleichmut. Gedichte, in denen alles Wesentliche zur Sprache kommt!



J U N I

»Wissen Sie: Sie sollten etwas besser auf Ihren Jungen aufpassen, was der so macht ... /S. 93/ Was Sie nur haben; Wasser macht keine Flecken, und außerdem ist es heute schön sonnig und warm. - Übrigens, Sie müssen wissen: ich erziehe mein Kind antiautoritär und ohne Zwänge. /S. 94/ ...
Langsam hob er sein Bierglas über den Kopf der Mutter des Jungen und neigte es Stück um Stück, bis sich der Rest seines verdünnten Getränks allmählich über den Kopf der Mutter ergoss. ... Das leere Glas stellte Martin auf dem Tisch ab ... und er kehrte noch einmal zu der triefenden Frau zurück:
Ach übrigens: Ich bin früher antiautoritär erzogen worden. /S. 95 f./«

 



(Birgit Klemm:
Was wäre wenn ...
Elsterberg 2019,
S. 93ff.)

 


Wie ist das mit dem verflixten Besitzdenken mancher Mitmenschen?
Kann das gut gehen, gemeinsam Lotto zu spielen?
Oft begegnen uns Dinge im Alltag, die Fragen aufwerfen. Die Autorin hat einiges weiter gedacht nach dem Motto "Was wäre, wenn ..." und möchte zum Schmunzeln oder zum Nachdenken anregen.

Im vorliegenden Band Kurzgeschichten findet sich sehr Verschiedenes. Das liegt an der Entstehung. Den meisten Geschichten liegt ein Stichwort zugrunde; bei der Geschichte zum Monatszitat war es "Wasser".
Manche Geschichten enthalten Nachdenkliches, mitunter spielte der schwarze Humor eine Rolle.
insbesondere an Dingen der Erziehung kann die Autorin als langjährige Lehrerin nicht vorbei ...



J U L I

Zitat 1: »Die ersten Vögte saßen vor 800 Jahren auf der Osterburg in Weida. Aus den einstigen Königsbediensteten wurden später eigenständige adelige Herren, die über Gebiete um Gera, Greiz und Plauen ... herrschten. /S. 8 f./ ...
macht doch einfach mit Euren Eltern oder Großeltern ein paar Ausflüge in unser "Sagenhaftes Vogtland"; erkundet alte Burgen und Schlösser, schaut Euch an, wo einst verborgene Schätze gelegen haben sollen, sucht schaurige Orte auf, wo man sich erzählt, dass es spukt, oder lasst den Zauber mystischer Plätze auf Euch wirken. /S. 60/«











Zitat 2: »Fröstelnd und verängstigt zog der Junge seine Jacke über der Brust zusammen, als er bemerkte, dass er in dem Teil des Waldes war, den die Leute den "Teufelsgrund" nennen. Die Bewohner von Waldhüttental erzählen, dass der Teufel persönlich hier wohnen würde, denn jedes Jahr im Frühling blitzte und donnerte es über den Gipfeln der hohen Tannen. Danach roch es immer schauderhaft nach Schwefel.«







 



(Ekkehard Glaß: Sagenhaftes Vogtland Wenn der Opa erzählt. 2019)








(Petra Spieler: Im Teufelsgrund ist die Hölle los. Bad Doberan 2007, S. 9)

 


Enkelkinder können nerven. Opa kommt nicht umhin, nach anhaltendem Bitten seine Sonntagsmittagsruhe zu beenden und zu erzählen, warum das Vogtland so heißt. Und der Opa erzählt eine weitere Geschichte. Eine? Nein, später, nach der Sage vom Roten Wisch (Rodewisch), ein weiteres Dutzend ...
Immer wenn die Großeltern und die Enkel zusammen sind, zu Hause oder bei Ausflügen und Wanderungen im Vogtland, gibt es Gelegenheiten, über vogtländische Sagengestalten zu plaudern. Solche kennt man allerorten von Klingenthal über Schöneck, Oelsnitz, Plauen bis Falkenstein, Auerbach, Reichenbach und anderswo. Nicht alles ist lustig, was Gestalten wie der spukende Köhler, die kopflosen Reiter oder die Winselmutter einst getrieben haben. Manchmal fürchtet sich Willi ein bisschen, spielt aber den Großen, der gern ein Held wie der Drachentöter wäre, oder er möchte der Moosmann sein, der gute Taten mit Gold belohnt. Wenn Willi beim Erzählen irgendwas nicht gleich versteht, fragt er einfach drauflos. Sophie, die sich schlauer wähnt, regt sich darüber auf. Den Opa aber freut`s, dass der Kleine viel wissen will. Und so erfahren seine Zuhörer ganz nebenbei, wer August der Starke war, warum ein Bettelmönch so genannt wird, dass das Vogtland von einer Felsformation durchzogen wird, einst reich an Bodenschätzen war, und sie staunen, was es in der Heimat noch so alles gibt. Wenn Familien das Vogtland durchstreifen und erkunden möchten, so finden sie am Ende des Buches auf vier Seiten zahlreiche Ausflugstipps. Wer sich hineindenkt, wie die Buchtypen aussehen könnten, also der freundliche Opa und seine zwei Enkel oder die guten Geister und die bösen Gespenster, der findet Anhaltspunkte in den farbenfrohen und fantasievollen Buchillustrationen.
(von Dr. Frieder Spitzner)



Kalle verläuft sich im Teufelsgrund und fällt in die Hölle. Um wieder auf die Erde zurückkehren zu können, muss er in den Besitz eines Zauberspiegels gelangen. Das Teufelchen Kleines Feuer, die Lavakocher Fudschi und Ätna, das eitle Mäuschen Pfefferkuchenkäsekrümel, die verfressene Teufelin Klößchen, die Fledermaus Griseldis, die Gewitterziege Tinka, der geschickte Dieb Klaupeter und der lange ängstliche Mensch Stielauge schließen sich ihm an. Gemeinsam erleben sie die unglaublichsten Abenteuer. Die Flugteufel Malumas, die Wetterhexe, die gefährlichen Groulinks und der allmächtige Höllenfürst machen es ihnen wahrlich nicht leicht. Nur die langen dürren Gestalten halten sich aus allem heraus. Ein Buch über Freundschaft, Mut und Zuversicht in einer fremden, ungastlichen Welt.



A U G U S T

»Mit dem Theaterstück "Der Fluch der Forellenkönigin" wird das Areal eingeweiht. Ich habe uns unter die Gäste für den Empfang im Vorfeld eingeschleust. /S. 86/
"Na, wie war es?", fragte der Kellner im Hotelrestaurant ...
"Naja, kurz vor dem Ende rückten Notarzt und Polizei mit Blaulicht und Martinshorn an. Und das Opfer der Forellenkönigin zuckte tatsächlich nicht mehr. ..." /S. 98/
"Also doch. Ich dachte mir, dass da etwas passiert." Adina blickte erstaunt zum Kellner auf. - "Der Regisseur schläft bei uns, und ich habe da so ein paar Beobachtungen gemacht.« /S. 99/«

 



(Petra Steps:
Mörderisches aus Sachsen; Meßkirch 2021)


 


Sachsen - idyllisch, abwechslungsreich und vielfältig. Vom Vogtland übers Erzgebirge bis hin zur Sächsischen Schweiz, vom deutschen Kleinparis Leipzig bis zum Elbflorenz Dresden, verträumte Mittelgebirgslandschaften, ausgedehnte Wälder und kulturträchtige Städte. Doch die Idylle trügt: Journalistin Adina Pfefferkorn stößt auf Verbrechen im Park von Pirna-Sonnenstein, stolpert an verschiedenen Orten über Leichen, wie an Krabats Mühle in der Oberlausitz, und begibt sich dabei immer wieder in höchste Gefahr ...



S E P T E M B E R

»Das Wort "Bumerang" ... verweist wie das häufig geschossene "Eigentor" auf eine selbst verschuldete missliche Situation. Kann mit Mitteln der Muttersprache wie einst mit dem Bumerang ein Ziel anvisiert und nachweisbar Schlagkraft erzeugt werden? Können Gedanken, von Wortflügeln getragen, Wirkung verfehlen, an falscher Stelle Schaden hervorrufen - dem flugfähigen Bumerang gleich? Kehrt das wirkungslose Wort zurück? Nein, was der Sprachquelle entronnen ist, befindet sich auf einem unkontrollierbaren Weg. /S. 10/«

 



(Frieder Spitzner:
Muttersprache als Bumerang? Therapie gegen sprachliche Stolpersteine; 2001)

 


Das Buch ist ein Ratgeber, der sich zum Verhältnis Sprache und Persönlichkeit äußert, der Fragen zur Rhetorik beantwortet, sich mit der Ausdrucksweise im Deutschen beschäftigt und neue Rechtschreibregeln unter die Lupe nimmt.
Informationen entnommen von "http://www.muttersprache-als-bumerung.de/"



O K T O B E R

»Neben vielen schönen Fest- und Feiertagen war in Marieney für uns Kinder die "Kerbe", die Kirmes, das Fest der Kirchweihe, ein Höhepunkt des Jahres. Seit einem halben Jahrhundert hatten sie eine schöne neue rote Backsteinkirche, die an einem Oktobersonntag geweiht worden war. Aber dieser späte Termin gefiel von Anfang an nicht. Zu dieser Jahreszeit ist es in den Höhen von fünf- bis sechshundert Metern im Vogtland schon recht unwirtlich und nicht geeignet, um auch im Freien zu feiern und zu tanzen. Man einigte sich darauf, dieses Fest nach der Weihe der alten Kirche im Juni beizubehalten. ...
Selbst Julius Mosen schrieb in seinen Erinnerungen über dieses schönste Dorffest in seiner Kindheit.« /S.7/

 



(Siegfried Schaller:
Meine Kindheit im Vogtland
Auszüge aus meinem Buch "Alles im Leben hat seinen Preis"
Sonderdruck anlässlich der Feierlichkeiten zum 150. Todestag von Julius Mosen)

 


Siegfried Schaller wurde in Marieney im Oberen Vogtland geboren. Der Vater war lange Jahre arbeitslos, später Gleisbauarbeiter bei der Deutschen Reichsbahn (DR), wohin der Sohn, dann in der DDR, in die Lehre ging. Nach bestandener Facharbeiterprüfung wurde er im Rangier- und Zugbegleitdienst eingesetzt. Über den zweiten Bildungsweg kam er zum Studium an die Hochschule für Verkehrswesen, wo er bei Professor Potthoff diplomierte und später auch promovierte. Nach dem Studium zog er einer Funktion im Hauptstab der DR die wesentlich rauere Tätigkeit des Dienstvorstehers auf dem Rangierbahnhof Seddin vor. Erster Mann bei der Schaffung der Großversuchsanlage Seddin der DR, Mitbegründer des Ingenieurbüros der DR sowie von Transport Consult International Berlin; nach der Wende Aufbau der Niederlassung Berlin von Haas Consult Hannover zu einem leistungsfähigen Instrument der Komplexen Eisenbahnplanung mit zeitweise über siebzig Mitarbeitern, waren seine Stationen als Eisenbahningenieur.
Dies, ergänzt mit bunten Erlebnissen als Stadtführer in Dresden, Reiseleiter in der DDR, auch nach Prag, in seiner Studentenzeit sowie danach in andere Nachbarländer und Dienstreisen im Auftrag der drei vorgenannten Ingenieurbüros nach fast allen Kontinenten der Erde, vor und nach der Wende, wird im Buch interessant und abwechslungsreich geschildert.



N O V E M B E R

»Das Arbeitsmaterial konfrontiert uns mit Fleiß, mit Hilflosigkeit und zwischenmenschlicher Verhärtung, mit juristischen Finessen und Hinterlist. Nicht für alles, was sich abspielte in der Pfarrersfamilie, in Schöneck und in Dresden, kann Verständnis aufgebracht werden. Doch wäre es vermessen, sich über die Schwächen und Verfehlungen dieser Menschen zu erheben. /S. 10/
Kein fertiges Gebäude ist errichtet, kein Werk, das alle Vorgänge und Erklärungen zum Kindsmord in Schöneck enthält. Fakten und Dokumente, gesichtet und geordnet, legen ein Fundament. Aktenkundige Ereignisse und begründete Annahmen sind als Material bereitgestellt. Möge zum Geschehen weiter geforscht, das Material bearbeitet und ergänzt, am Gebäude weiter gebaut werden. /S. 154/.«

 



(Siegfried Martin:
Der Kindsmord zu Schöneck
Aus der Dokumentensammlung von Wibke Martin
Hammerbrücke 2018)
Sonderdruck anlässlich der Feierlichkeiten zum 150. Todestag von Julius Mosen)

 


Inhaltsangabe anhand des Klappentextes:


D E Z E M B E R

»Eine typische Weihnachtsfigur des Vogtlandes ist der Moosmann. Sein Rock ist dicht mit Moos beklebt. In der einen Hand trägt er das Weihnachtslicht, in der anderen einen Ast als Wanderstab. ... Moosmann und Moosweibel, nur drei Fuß hoch, lebten im tiefen Wald. ... Sie waren selbst bettelarm, dennoch halfen sie armen oder in Not geratenen Menschen. Gute Taten belohnten sie mit drei Handvoll Laub, das sich in Gold verwandelte.«

 



(Doris & Sebastian Wildgrube:
»Wenn`s Winter wird im Vogtland«
(ein musikalisches Weihnachtsbüchlein)
Beiliegend CD, Eigenverlag Schöneck

 


Weiteres zu Mutter Doris Wildgrube sowie Sohn Sebastian Wildgrube, die sich beide der Musik und dem Vogtland mit seiner Mundart verschrieben haben, ist unter anderem auf folgenden Webseiten auffindbar:

http://www.vogtlandmundart.de/doris_wildgrube.php //
https://www.das-vogtland-sind-wir.de/fachkraefte/zu-hause/sebastian-wildgrube //
https://www.das-vogtland-sind-wir.de/fachkraefte/zu-hause/doris-wildgrube