Julius Mosen - hier und heute |
Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz |
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Julius-Mosen-Chor Marieney |
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Vogtländische Literaturgesellschaft |
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Julius-Mosen-Turm an der Talsperre Pöhl |
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Denkmale: |
Marieney Oldenburg Plauen |
Büste im Stadtzentrum Plauen |
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Gedenksteine / Gedenktafeln |
Eppan/Südtirol Innsbruck Kohren-Sahlis Oelsnitz/V. Marieney Markneukirchen Plauen Oldenburg |
Gedenktafel in Marieney |
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Mosen-Familiengrab |
Oldenburg |
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Mosen-Zimmer |
Eppan/Südtirol Marieney Plauen (Mosen-Sammlung im Vogtlandmuseum) |
Mosenzimmer in Marieney |
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nach J. Mosen benannte Straßen bzw. Plätze |
im Vogtland: Adorf Auerbach Falkenstein Marieney Markneukirchen Oelsnitz Plauen Reichenbach an weiteren Orten: Chemnitz Dresden Oldenburg Zwickau |
J.-Mosen-Str. in Reichenbach/V. (Google-Skizze) |
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außerdem |
Dresden (Straßenbahnhaltestelle) Schöneck (Mosenbank) |
Julius Mosens Werke auf CD |
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N e u - im wahrsten Sinn des Wortes Texte des aus dem Vogtland stammenden Dichters Julius Mosen (1803 - 1867) haben ins aktuelle Medienarsenal Einzug gehalten.
Sie wurden dem Kulturgut Buch entnommen, in Ergänzung traditioneller Rezitationskunst instrumental »eingekleidet«, modern,
rockig anmutend, inszeniert. Der Mosen-Freund vernimmt beim Abhören des ersten Teils der CD bekannte Lyrik
mit polyphon einfließenden Klangelementen, die in Abhängigkeit von Hörgewohnheiten irritieren können oder aber emotional
wirkungsvoll wahrgenommen werden. |
Über sein Leben (kurze Biografie) |
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Geburtshaus in Marieney
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Büste im Plauener Zentrum
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Ortseingang von Marieney
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Oldenburg
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8. Juli 1803 |
geboren in Marieney
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1817 bis 1822 |
Besuch des Gymnasiums in Plauen
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1822 bis 1825 |
Jura- und Philosophiestudium an der Universität Jena
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1825 bis 1826 |
Italienreise
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1827 bis 1828 |
Fortsetzung des Studiums in Leipzig und
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1828 bis 1830 |
Rechtsanwaltsgehilfe in Markneukirchen |
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1831 bis 1835 |
Gerichtsschreiber in Kohren bei Leipzig
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1835 bis 1844 |
Advokat in Dresden
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1840 |
Ehrendoktor der Universität Jena für Verdienste um die deutsche Dichtkunst
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1841 |
Heirat mit Minna Jungwirth
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1842 |
DER KONGRESS VON VERONA (Roman in zwei Bänden)
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ab 1844 |
Oldenburg
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1846 |
Beginn von Lähmungserscheinungen
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1848 |
»ERINNERUNGEN« (unvollendet)
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1863 |
Gesamtausgabe seiner Werke in acht Bänden aus Anlass seines 60. Geburtstages
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10. Oktober 1867 |
verstorben in Oldenburg |
(Verwendet wurden Angaben des Vereins sowie aus wikipedia und www.blick.de sowie ein Bild von einer Oldenburger Website.)
JANUAR: »Julius Mosen glüht und brütet mit abwechselndem Glück über die höchsten Ideale der Poesie.«
(Karl Gutzkow)
FEBRUAR:
In einem Brief an Adolf Stahr bestimmte Julius Mosen bei der Stellung im Vormärz:
»Die Gegenwart ist mir groß und erfreulich zugleich, weil sie eine gewaltige Zukunft
in sich trägt. Wie wir da sind, gehören wir zu den Vorbereitungsmenschen wie Montesquieu,
Voltaire, J. J. Rousseau früher in Frankreich.«
MÄRZ:
»Die Julirevolution 1830 beeindruckte ihn sehr. Seine literarische Tätigkeit,
die schon seit Jahren sehr rege war, bekam nun einen stärkeren politischen Charakter. Mosen veröffentlichte
Gedichte im Komet und in der Zeitung für die elegante Welt.« (Hans Georg Werner)
APRIL:
»Der Erfolg des Liedes "Die letzten Zehn vom 4. Regiment"
war ungeheuer, denn die erste Auflage wurde in einem Tag,
die zweite, zweitausend Exemplare umfassend, in drei Tagen verkauft. Ein Zeitgenosse erzählt, dass in Leipzig wo man
ging und stand, auf allen Wegen und Ecken das Lied gelesen wurde und dass ein polnischer Obers sagte, dass das
Gedicht für die Sache der Aufständischen mehr wert gewesen sei als ein ganzes Regiment.«
(Max Zschommler)
MAI:
»Von den Autoren, die neben Herloßsohn und Ortlepp in Leipzig politische Gedichte
publizierten hatte nur noch Julius Mosen wesentliche literarische Bedeutung.«
(Hans-Georg Werner)
JUNI:»Als politischer Dichter huldigte Mosen einem gemäßigten Liberalismus
und empörte sich über fürstliche Herzlosigkeit und Volksfeindschaft.«
(Hans-Georg Werner)
JULI: »Mosen ist meist unter bildungsbürgerlichen Standpunkten des 19. Jahrhunderts gewürdigt worden.
Seine Bedeutung war umfangreicher, doch wurde sie lange Zeit überdeckt durch populäre Gedichte, die zu Hymnen gerieten.«
(Rüdiger Bernhardt)
SEPTEMBER:
»Der jüngere Robert Schumann bat den verehrten älteren Julius Mosen,
in dessen Auge er etwas 'vom Rubin' entdeckt zu haben glaubte,
um Mitarbeit an seiner 'musikalischen Zeitung'.«
(Rüdiger Bernhardt)
OKTOBER:
»Wenn die Zeit kommen wird, wo der Dichter den Prozess der Weltgeschichte als Referent von der Bühne herunter
dem Publikum vortragen darf, ohne von den Parteien selbst verdächtigt werden zu können,
dann wird auf den Thronen, wie in den Häusern der Bürger ein gesundes Gewissen herrschen.
Glücklich ist der Dichter, der dann leben und wirken wird, ihm reiche ich über diese Tage hinüber die grüßende Hand.«
(Julius Mosen)
NOVEMBER:
»Friedrich Engels fällte ein vernichtendes Urteil über die Literatur der
Jungdeutschen, die Berliner Partei sei eine saubre Compagnie.
Nur wenige Ausnahmen ließ er zu: Drei Talente haben wir, Karl Beck,
Ferdinand Freiligrath und Julius Mosen.«
(Rüdiger Bernhardt)
DEZEMBER:
»Der bedeutende Literaturwissenschaftler Hermann Hettner
(Das moderne Drama) stellte Julius Mosen
neben Georg Herwegh als "Dichter der Freiheit" und sah ihn bereits 1852 bei den Vorläufern
eines sozialen Dramas, das erst in Gerhart Hauptmann seine Erfüllung fand..«
(Rüdiger Bernhardt)
1885 hatte der Verleger August Schwartz seine gerade erschienene Julius Mosen-Biografie (in der ADB) an Theodor Fontane geschickt. Es war die erste Biografie über den vogtländischen Dichter. Dieser bedankte sich und fügte an: »Für Julius Mosen hatte ich von Jugend auf ein Interesse, was sich bei Lesung Ihrer kl.(einen) Arbeit noch gesteigert hat.«
Theodor Storm, der selbst Märchen geschrieben hat (Regentrude u.a.), wies Theodor Fontane nachdrücklich auf Mosens "Waldmärchen" (Arnold und Vrenli) aus dem Roman Der Kongress von Verona hin. Storm wusste kaum bemerkenswerte Kunstmärchen in der deutschen Literatur "aus dem letzten Vierteljahrhundert" zu nennen, nur das Märchen Friedrich Gerstäckers und eben das Märchen Mosens. Storm empfahl das "köstliche" Märchen auch 1875 Paul Heyse für den von ihm geplanten Hausschatz deutscher Novellistik.
Keiner der Kriege oder kriegerischen Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts hat, wie er selbst mitteilt,
von Theodor Fontanes 'Phantasie je wieder so Besitz genommen wie diese Polenkämpfe (von 1830), und die Gedichte,
die an jene Zeit anknüpfen (obenan die von Lenau und Julius Mosen).'
Gemeint ist damit vor allem Mosens 'Die letzten Zehn vom vierten Regiment' (5. Januar 1832),
den Polenaufstand gegen die russische Herrschaft 1830 betreffend.
(Das Gedicht Julius Mosens hat Fontane auch in seine Kriminalerzählung 'Unterm Birnbaum' im Jahr 1885 eingefügt.)
Julius Mosen bekam von Andersen Märchen vorgelesen und besonders Das hässliche Entlein beeindruckte ihn;
es machte auf Mosen einen tiefen Eindruck. Zuvor hatte er gesagt:»Schreiben Sie echte dänische Romane
wie den SPIELMANN (gemeint ist der Roman NUR EIN GEIGER)«
Jetzt sagte er: »Für Märchen haben Sie ein merkwürdiges Genie; das ist neu und für unsere Zeit.«
(H. C. Andersen im Dezember 1845)
Bei einem Besuch des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen 1845 in Oldenburg ließ Mosen für ihn Lessings
Nathan der Weise aufführen. Andersen revanchierte sich:
»... ich las ihm den Tannenbaum (ein Märchen Andersens) vor, ging mit ihm im Schlossgarten spazieren, und er
rezitierte drei sehr schöne eigene n Gedichte. Wir sprachen über Poesie und Theaterwesen; er hat etwas
Ähnlichkeit mit Alexandre Dumas, sieht aus wie ein Afrikaner; braune, funkelnde Augen!«
Julius Mosen über den Staat:
»Ihm (Arnold Ruge, zeitweise mit Karl Marx befreundet) ist der Staat das Absolute im Konkreten,
die wirklich gewordene Vernunft - ich halte ihn für die Form, in welcher sich das
geschichtliche Leben eines Volkes herausstellt.«
(30. Dezember 1842)
»Freilich zeigt es sich auch allenthalben, wohin diese Verleugnung der Kunst führt. Ich kann mich von ganzer Seele darum härmen, dass die Kunst so barbarisch der Laune und dem Zufall überlassen bleibt und daran zu Grunde geht.«
(Julius Mosen über die Förderung der Kunst zu seiner Zeit - Dresden, 13. Oktober 1842)
»Wer den Ruhm haben will, einen Baum gepflegt zu haben, der muss den Mut haben, der Gärtner junger Bäume sein zu wollen.«
(Julius Mosen an Adolf Stahr am 24. August 1842)
Julius Mosens berühmtes Gedicht »Die letzten Zehn vom vierten Regiment« nahm Theodor Fontane in seine
Kriminalnovelle Unterm Birnbaum« (1885) auf, wo das Lied zu Ehren der damals gegen Fremdherrschaft kämpfenden
Polen gesungen wird:
»Aber, ihr Herren, kennt ihr denn schon das neue Polenlied, das sie jetzt singen?« ...
»Und das heißt?«
»Die letzten zehn vom vierten Regiment ... Wollt ihr's hören? Soll ich es singen?«
»Freilich.«
»Aber ihr müsst einfallen« ...
»Versteht sich, versteht sich.«
August Schwartz schickte seine Mosen-Biografie, die erste ihrer Art, an Theodor Fontane, der sich dafür bedankte
und in seinem Brief erklärte:
»Für Julius Mosen hatte ich von Jugend auf ein Interesse, was sich bei Lesung
Ihrer kl.(einen) Arbeit noch gesteigert hat.«
Aus dem 2008 erschienenen Roman »Vuchelbeerbaamland« von Reglindis Rauca (geb. 1967 in Plauen):
»Nach dem Krieg, als es mehr Schutt und Asche als Dächer überm Kopf gab, wurde die Syra in Röhren geleitet und
mitsamt der Brücke, unter der sie hindurchfloss, zugeschüttet, betoniert, eingeebnet, um auf diesem soliden Fundament
einen schönen, geraden Platz zu errichten. Kurz vor der Elstertalbrücke kommt die Syra wieder ans Licht und stürzt
sich mit ihren Wellen kopfüber in die Elster.« (S.7)
Zur Eröffnung des Fontane-Jahrs anlässlich seines 200. Geburtstages:
»Kein anderer Krieg, unsere eigenen nicht ausgeschlossen, hat von meiner Phantasie je wieder so Besitz
genommen wie diese Polenkämpfe, und die Gedichte, die an jene Zeit anknüpfen (obenan die von Lenau
und Julius Mosen).«
Fontane meinte den Aufstand der Polen gegen Russland 1830/31, zu dem Julius Mosen einige
seiner berühmtesten Gedichte schrieb.
(Theodor Fontane - 1819-1898 - Autobiografische Schriften, Bd. 1: Meine Kinderjahre)
Die Gesamtheit der Zitate dieses Jahres steht im Zusammenhang und ergibt ein biografisches Gesamtbild.
Sie sind entnommen den Wiesbadener Volksbüchern Nr. 30 und Nr. 55 (Verlag des Volksbildungsvereins zu
Wiesbaden, 1919) und vermitteln Eindrücke von Julius Mosen und seinem Dichterleben, beginnend 1803 im
Geburtsort Marieney (Januar) und endend mit Worten aus den »Erinnerungen« des 1867 in Oldenburg
verstorbenen Vogtländers (Dezember).
J A N U A R |
| »Hier im Vogtland, nicht weit abseits von der Landstraße, die von Plauen nach Adorf geht, am Rande eines schönen, dichten Waldes, umgrenzt von baumgeschmückten Höhen, liegt lang hingestreckt das Dorf Marieney mit seinem Herrenschloss, seinem schimmernden Kirchlein und seinem Schulhaus. In diesem damals alten Gebäude wurde am 8. Juli 1803 Mosen geboren als das erste Kind seiner Eltern, die schon drei Jahre verheiratet waren und den jungen Erdenbürger mit vieler Freude begrüßten.« (»Wiesbadener Volksbuch Nr. 55« , S. 7) |
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F E B R U A R |
| »Aber noch einer anderen Gestalt, die Mosens Kinderjahren Glanz und Licht verlieh, sei hier gedacht, des
jungen Edelfräuleins auf dem Schloß zu Marieney ... Dieses holdselige Mädchen, das kaum erwachsen die
Patenschaft übernommen hatte, ... trat einstmals an einem Spätmittag in das niedere Wohnzimmer des
Schulhauses und spielte und sang vor dem Patenkinde, das vielleicht fünf Jahre
zählen mochte, Goethes Verse: (Nr. 55, S. 13) |
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M Ä R Z |
| »Der fünfjährige Aufenthalt in der Kreisstadt Plauen mag als ein Nachklingen der frohen Kindertage gelten, die also abgeschlossen wurden; wie in Marieney umgab den Knaben eine liebliche Landschaft: nur großartiger und viel reicher an Monumenten historischer Erinnerung.« (Nr. 55, S. 15) |
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A P R I L |
| »... vor seinem geistigen Auge taucht die Gestalt des Vaters auf, des edlen, hochsinnigen Mannes, der ihm entrissen wurde, noch bevor Goethe selbst dem jugendlichen Dichter-Studenten den Lorbeerkranz aufs Haupt drückte.« (Nr. 55, S. 17) |
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M A I |
| »Aber allzulange hat der Kleinmut, für den es keine Zukunft mehr gibt, über den Jüngling mit dem freien Antlitz, auf welchem die freudigste Gesundheit des Leibes und des Geistes aufleuchtete, jedenfalls keine Macht gehabt. Im Jahre 1831 lässt er seinen ´Georg Venlot´, eine Novelle, deren Arabesken sich gar zierlich und kraus um seine eigenen Erlebnisse und Gedanken schlingen, herauskommen.« (Nr. 55, S. 16) |
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J U N I |
| »Wer sich in die Lektüre der Novellen vertieft, die unter dem Titel ´Bilder im Moose´, ein wenig nach Art der Erzählungen des Dekameron, aneinander gereiht sind, dem wird bald der hohe Genuß beschieden, überall durch den Schleier der Dichtung die vaterländischen, menschlichen und künstlerischen Ideale des Dichters selber zu erkennen.« (Nr. 30, S. 3) |
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J U L I |
| »Er, der in seinem ´Andreas Hofer´, in seinem ´Trompeter an der Katzbach´, ja selbst in seinem Polenlied ´Die letzten Zehn vom vierten Regiment´ seiner Vaterlands- und Freiheitsliebe so kräftigen, volkstümlichen Ausdruck zu geben wußte, verwebt in die novellistischen Gemälde seiner Zeit, in das ´Rokokomoos ihrer gesellschaftlichen Zustände´ diese selbe Vaterlandsliebe gleich schimmernden Tränen, die uns ihr Feuer und ihre verhaltene Glut nur scheu entgegenzufunkeln wagen.« (Nr. 30, S. 4) |
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A U G U S T |
| In den Gedichten Julius Mosens begegnet uns eines mit der Überschrift: DENKSPRUCH; eben dieses hat der Dichter
späterhin zu seinem Wahlspruch erkoren ... : (Nr. 30, S. 3 f.) |
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S E P T E M B E R |
| »In aller Heimlichkeit hatten die Freunde und Verehrer des edlen Dulders, den ein schweres, stetig fortschreitendes
Leiden seit langen Jahren an Sessel und Bett gefesselt hatten, den Plan betrieben, eine ... Gesamtausgabe zu
veranstalten; ... (Nr. 55, S. 3) |
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O K T O B E R |
| »Dann hat Mosen selbst, der seit Herbst 1844 an der Hofbühne in Oldenburg als Dramaturg wirkte ... die Beschäftigung mit der Heimat wieder aufgenommen und damit begonnen ´Erinnerungen´ niederzuschreiben ... Erinnerungen an das vogtländische Hügelland an der Abdachung des sächsischen Erzgebirges mit seinen Waldeinsamkeiten ...« (Nr. 55, S. 3) |
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N O V E M B E R |
| »Die Menschen, welche in Berggegenden und an den Quellen der Flüsse wohnen, hegen in sich einen wunderbaren Widerspruch,
daheim plagt sie die Wanderlust und in der Ferne das Heimweh. ... (Nr. 30, S. 9) |
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D E Z E M B E R |
| » ... von wechselnder Schwermut umhüllt, welche ja mit langjährigem Siechtum unzertrennlich ist ..., sucht weithinaus mein erquickungsdurstiges Auge eine grüne, sonnige Stelle und findet sie auch in der Erinnerung an meine Jugendtage und die erlendurchzogenen Täler meiner Heimat,´ so beginnen diese Erinnerungen, die zu vollenden dem Dichter versagt war.« (Nr. 55, S. 6) |
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Vorbemerkung:
Vor 220 Jahren, am 8. Juli 1803, wurde Julius Mosen in Marieney geboren. Schon als Kleinkind begeisterte ihn die Phantasiewelt
Märchen, die ihn anregte und später als Schriftsteller inspirierte. Die Monatszitate 2023 sind sechs märchenhaften
Erzählungen Mosens entnommen, die unser Verein 2010 unter dem Titel Die geheimnisvolle Onda veröffentlicht hat.
Diese Märchensammlung und dazu die von Dr. Siegfried Martin in Briefform einfühlsam gestaltete Rezension Träume vom Glück,
beide in einer Hülle und mit Banderole vereint, versenden wir an interessierte Leser nach Bestellung per E-Mail an
info.literatur@gmx.de zum Gesamtpreis von 14,50 €.
Einen Eindruck von Mosens Märchenwelt vermitteln die folgenden monatlichen Einträge.
Monat | Zitat | Quelle | ||
J A N U A R |
»Der Knabe verirrte sich im Wald, stieß auf zwölf in glitzernden Gewändern mit flatternden Bändern um ein Feuer tanzende Kinder,
die je einen Monat verkörperten. Jedes einzeln fragte nach einem besonderen Monat, und bei jedem wusste der Knabe etwas
Schönes. Da schienen die Kinder mit ihm zufrieden zu sein, und wie sie an ihm vorbeitanzten, zupfte ihn ein jedes bei den
Haaren ... und sagten: "Nun verstehst du auch, was die Vögel, die Blumen, die Bäume ... flüstern, sagen und singen.
Das wird dich wohl immer glücklich machen. ...
Aber stehlen und fluchen darfst du nimmermehr, sonst ist alles vorbei.« |
Der Knabe mit den Glückshaaren |
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F E B R U A R |
»So kam es denn, dass der Knabe alle Tage klüger und verständiger wurde und zugleich immer schöner und größer und seine
Eltern ihre Freude an ihm hatten ... Aber er hatte auch noch nie etwas gestohlen oder auch nur geflucht.
Als aber einmal das Kirchweihfest im Dorfe war und er schon den Groschen, welchen ihm sein Vater gegeben, in
Pfefferkuchen vernascht hatte, da nahm er heimlich den Schlüssel zum Geldkasten des Vaters und stahl sich einen Kreuzer.« |
Der Knabe mit den Glückshaaren |
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M Ä R Z |
»Vor hundert Jahren lebte im Dorfe ein Leineweber, der einen einzigen Sohn hatte, namens Leonhard. Dieser hatte von Kindheit
an einen unbezwingbaren Trieb zur Musik. |
Die geheimnisvolle Onda |
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A P R I L |
»Leonhard war wie im Traum, noch einmal sah er sie an, wagte aber nicht, sie zu berühren, und wankte, die Hände
krampfhaft auf das Herz gedrückt, nach der Richtung zu, die ihm angedeutet war. |
Die geheimnisvolle Onda |
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M A I |
»Auch ich musste schon als neunjähriger Knabe die Herde allein hineintreiben in den großen schauerlichen Wald
und vom frühen Morgen bis zum Rufe der Abendglocke hüten. Meine Mühe ward aber sehr erleichtert durch einen alten,
großen Hund, welcher nie ein Stück abirren ließ und die Herde, wenn sie sich einem Abgrunde näherte, mit gewaltigem
Bellen zurücktrieb ... |
Arnold und Vrenli |
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J U N I |
»Sie hatte mir erst den Rücken zugewendet, jetzt aber sah ich ihr Gesicht. Es schien nur aus einer krummgebogenen
Nase zu bestehen, denn das Kinn bog sich bis zur Spitze hinauf, so dass man nichts vom Mund zu sehen bekam,
und die Wangen waren so eingeschrumpft, dass sich die Falten vom Nasenrücken bis zu den Ohren zogen.
Die Augen, welche von herunterhängenden, grauen Augenbrauen ganz verhangen waren, glitzerten daraus hervor
wie grüne Funken. ... |
Arnold und Vrenli |
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J U L I |
»Abermals ertönte die Musik, und Georg Venlot ging auf das Ross, welches wütend Sand und Steine mit den Hufen
vorschlug, ruhig und fest zu. Er gab ihm mit der flachen Hand einen Schlag auf den Rücken, und sanft wie ein
Lamm stand das edle Tier. Flink warf er sich in den Sattel, und wie im Tanze trug es seinen Reiter im Kreise
blitzschnell herum. Georg wuchtete und warf den Speer. Mitten im Kopfe des Ziels stak er fest.
Schnell reichte ihm Voland einen zweiten Speer; Georg schleuderte ihn, und den Schaft des zuerst geworfenen
zersplitternd, spaltete der Speer die Kugel auseinander und flog dann noch weit darüber hinaus.
Alles schrie verwundert und jauchzend empor; nur Oalla kniff zornig die Lippen ein. ...
|
Aus "Der Fürst aus Fantasienland" |
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A U G U S T |
Das Märchen endet so: |
Aus "Der Fürst aus Fantasienland" |
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S E P T E M B E R |
»Wie es endlich zu dämmern begann und Georg schon aufbrechen wollte, vernahm er auf einmal mehrere rauhe Männerstimmen.
Er verbarg sich hinter einem Felsblocke, von wo aus er den freien Raum, welcher sich vor der Höhle befand, überschauen
konnte. Drei Männer, in Pelze gehüllt, mit tief in die Gesichter gedrückten Mützen, mit Säbeln und Flinten, Messern und
Pistolen bis an die Zähne bewaffnet, kamen aus dem Walde herausgeschritten und gerade auf die Höhle zu, wo er sich befand. Was Georg entdeckte, steht im Oktober-Beitrag geschrieben. |
Aus "Siebenmeilenstiefel und Nebelmantel" |
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O K T O B E R |
»Unfern von einem alten Mantel und ein Paar weiten Stiefeln von grünem Saffian (weiche Lederart) lagen zwei Räuber
tot dahingestreckt, weiter abwärts lag ein dritter, welcher ihm jetzt zurief: "Erbarmt euch meiner, wer ihr auch seid!
Und gebt mir einen Tropfen Wasser zu trinken; ich will euch dafür ein Geheimnis entdecken, das euch glücklich, uns
aber zur Beute der Würmer macht." Was Georg fand und was er damit machte, wird auf Seite 52 des Märchenbuches wiedergegeben. |
Aus "Siebenmeilenstiefel und Nebelmantel" |
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N O V E M B E R |
»Unerkannt schritt er in seinem Nebelmantel durch all die tönenden Hallen in die Wohnung der Herrlichkeit
und Seligkeit. Nachdem er durch mehrere Gemächer gegangen war, sah er endlich auf einem goldstrahlenden
Sesselthrone die Heißersehnte sitzen. Im sternengestickten, blauen Schleiergewande, mit blutglühendem
Rosenkranze, um welchen Nachtigallenklänge zu zittern schienen, das milde Haupt bekränzt, war sie wunderherrlich
zu schauen! Er wagte es noch nicht, den Nebelmantel von sich zu tun.« |
Aus "Im Land der Sehnsucht" |
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D E Z E M B E R |
»Der entzückte Jüngling schlug seinen Arm um ihren Nacken und küsste ihren lieblichen Mund.
Sie fuhr erschrocken empor, aber er hatte sich wieder verhüllt. |
Aus "Im Land der Sehnsucht" |
Zusammenstellung: Dr. F. Spitzner
© 2013 Vogtländische Literaturgesellschaft JULIUS MOSEN e.V.